Die Hüftgelenksdysplasie (sog. HD)
Anhand der Röntgenaufnahme wird dann als wesentliches Kriterium der Norbergwinkel (bei gesunden, HD-freien Hunden ist dieser größer als 105 Grad) gemessen und ausgewertet. Aber auch die Kongruenz und die Weite des Gelenkspaltes, Arthrosen, Form des Hüftgelenkkopfes, Überlastungsanzeichen, die sogenannte Morgan Linie und weitere Aspekte werden zur Beurteilung hinzugezogen.
Nach diesen Kriterien kann dann eine Einteilung in den entsprechenden Schweregrad vorgenommen werden. Die züchterische Begutachtung für die jeweiligen Hundeverbände werden von ausgewiesenen tierärztlichen Gutachtern vorgenommen.
Dies ist nicht nur für Züchter wichtig, sondern bspw. auch für die Diensthunde bei Zoll und Polizei, bei denen eine HD-Freiheit entscheidendes Ankaufkriterium ist.
Bei vielen Hundehaltern und Züchtern wird die Hüftgelenksdysplasie („dys“ = altgriech. „schlecht“, „fehl“ und „plassein“ = altgriech. „bilden“, „formen“) immer wieder thematisiert. Es handelt sich bei dieser Erkrankung um ein Missverhältnis der Hüftgelenksanteile mit zum Teil schweren und sehr schmerzhaften Auswirkungen für den Hund. Die Hüftpfanne (Acetabulum) und der Oberschenkelkopf (Caput ossis femoris) bilden mit der Gelenkkapsel ein kugelförmiges Gelenk, das Hüftgelenk.
Von einer Dysplasie spricht man, wenn der Oberschenkelkopf nicht optimal in die Hüftgelenkspfanne passt. Erste Hinweise können sich beim jungen Hund durch den sog. Ortolani Test ergeben.
Um den Schweregrad dieses Missverhältnisses aber genau definieren zu können, zieht man sinnvollerweise die Röntgendiagnostik zu Hilfe. Da zur einwandfreien Beurteilung eine spezielle Lagerung des Hundes notwendig ist, findet diese Aufnahme unter einer Kurznarkose statt.
Die Einteilung
A
(A1/A2, HD frei)
Röntgenologisch unauffälliges Gelenk, Norbergwinkel gleich / größer 105 Grad
B
(B1/B2, HD-Verdacht)
Leicht ungleichmäßiges / inkongruentes Gelenk mit Norbergwinkel gleich / größer 105 Grad oder gleichmäßiges, kongruentes Gelenk mit Norbergwinkel unter 105 Grad
C
(C1 / C2, leichte HD)
Ungleichmäßiges, inkongruentes Gelenk, Norbergwinkel unter 100 Grad, es können bereits schon arthrotische Veränderungen vorhanden sein.
D
(D1 / D2, mittlere HD) Veränderungen des Pfannenrandes mit deutlich ungleichmäßigen Gelenksanteilen, arthrotische Veränderungen sind vorhanden, Norbergwinkel größer 90 Grad.
E
(schwere HD)
Arthrotische Veränderungen, deutliche Abflachung des Pfannenrandes, Norbergwinkel unter 90 Grad.
HD belastete Hunde zeigen -je nach Rasse und Schweregrad- klinische Symptome bereits ab einem halben Jahr. Es kommt oftmals zu Gangbildanomalien,die betroffenen Hunde möchten nicht mehr so gerne spielen oder ins Auto springen, Treppensteigen fällt ihnen schwer, sie sitzen auffällig auf der Seite oder haben Mühe aufzustehen.
Durch diesen schmerzhaften Prozess versuchen die Hunde nun das betreffende Gelenk mehr zu entlasten, wodurch nicht nur die andere Seite, sondern auch die Wirbelsäule und die Gelenke der Vordergliedmaße eine Mehrbelastung übernehmen müssen.
Dies bleibt aber natürlich auch bei diesen Strukturen nicht ohne Auswirkungen und es kann in der Folge auch zu Gelenksveränderungen an diesen Stellen kommen. Zusätzlich bildet sich zumeist am geschonten, minderbelastetem Gelenk der Hüfte die Muskulatur zurück (Atrophie), was wiederum zu weiterer Instabilität dieses Gelenkes führt. Beim gesunden Gelenk dient die umliegende Muskulatur zusätzlich als „Stützkorsett“.
Es gibt eine Reihe an Möglichkeiten, diesen fortschreitenden Prozess durch Schmerzausschaltung zum Stagnieren zu bringen. Neben bestimmten Diäten, die den Knorpelstoffwechsel des Gelenks, anregen sollen, sind dies vor allem chirurgische Maßnahmen, wie z. B. die Denervation oder das Implantieren eines künstlichen Hüftgelenks. In den letzten 20 Jahren hat sich aber vor allem die Goldakupunktur im Sinne des Einbringens von kleinen Goldimplantaten als sehr erfolgreich und effektiv gezeigt.
So greifen beispielsweise auch die Dienststellen der Zoll- und Polizeihundestaffeln auf diese Methode zurück, wenn sich bei einem Diensthund arthrotischeVeränderungen an den Gelenken zeigen. Ein wesentlicher Vorteil ist auch der minimalinvasive Charakter dieses Verfahrens.